Die rhythmische Aktivität des Körpers, namentlich das Gehen, sein natürliches Schrittmaß und der offene Kontakt mit der Umgebung, die man durchwandert, helfen dabei, mentale Knoten zu lösen. Wie das lateinische Sprichwort so treffend sagt: solvitur ambulando: «Du kannst es durch Gehen behandeln.» Paul Devereux

Unsere Zeit ist geprägt von ständiger innerer und äußerer Rastlosigkeit – von Rhythmuslosigkeit. Wir scheinen einem inneren Antreiber verpflichtet, der uns zu immer höheren Leistungen und Zielen auffordert. Zuzugeben, dass wir menschlich sind, und auch die Gefühle von Angst, Nichtwissen, und Verletzlichkeit kennen kommt einem Tabubruch gleich. Michael Mary spricht in seinem Buch „Die Glückslüge“ vom „Machbarkeitswahn“, der sich inzwischen so ausgedehnt hat, dass man nicht mehr über schmerzliche, oder auch ärgerliche Gefühle sprechen darf. Gefühle stellen eine emotionale Bedrohung dar. Sie werden durch den Schutzwall des Denkens, Beurteilens und Meditierens abgewehrt. (auch Meditieren kann als Schutzwall dienen!)

Um frei zu werden führt kein Weg an unseren Gefühlen vorbei, mögen sie auch noch so unerträglich erscheinen. Sobald du dich entschieden hast sie intensiv anzuschauen, und zu durchleben erwächst dir eine sehr große Kraft. Erlebte akzeptierte Gefühle (auch Freude, Liebe, Mitgefühl!) führen dich direkt zurück in deinen Rhythmus. Dein ursprüngliches Wesen. Deine „wahre Natur“.

Was wäre, wenn sich etwas nur schmerzhaft anfühlt und das alles ist? Was wäre, wenn dieses Schmerzhafte von mitfühlenden Ohren gehört wird? Auch Deinen! Was wäre, wenn es genauso seinen Platz bekommt wie das Leichte und Schöne?

Müssen wir perfekt sein?

Ich habe gerade ein inspirierendes Buch gelesen: „Die Gaben der Unvollkommenheit – Lass los, was du glaubst, sein zu müssen und umarme, was du bist“ von Brené Brown.

Ihre Erkenntnis: Erst unsere Unvollkommenheit verbindet uns mit anderen Menschen. Sie hält überraschende Geschenke bereit: Liebe, Lachen, Dankbarkeit, Empathie und Freude.

Zwei Zitate aus Ihrem Buch:

„Wir wollen alles kurz und schmerzlos haben. Die größte Illusion unserer Zeit ist, dass wir denken, es gäbe eine „wie-man´s-macht-Liste“ für unser Glück und Wohlbefinden.“ Brené Brown

„Wenn wir aus tiefstem Herzen leben und lieben und uns auf die Welt von einem Platz des Selbstwertes aus einlassen wollen, dann müssen wir über die Dinge sprechen, die im Wege stehen – insbesondere Scham, Angst und Verwundbarkeit“. Brené Brown

Die Perfektionismusfalle

In der Perfektionismusfalle vergesse ich meinen eigenen Rhythmus. Meine Erfahrung ist, dass es die „wie-man´s-macht-Liste“ für unser Glück und unser Wohlbefinden nicht gibt. Das Leben hat seinen eigenen Plan.

Der „Machbarkeitswahn“ bewirkt, dass wir versuchen, die Wege schon zu kennen. Der Zeitgeist will alles kontrollieren und in konkrete Ziele packen. Kurzfristige Ziele sind sinnvoll und gute Hilfsmittel um einen Schritt nach dem anderen zu machen. Sie sind Etappenziele. Sie sind Motivation. Mehr nicht. Wir müssen das GEHEN lernen! Achte auf den Prozess des Gehens. Widme dich ganz den Schritten, und fixiere dich nicht pausenlos auf einen fernen Punkt, den zu erreichen du dir vorgenommen hast. Das macht Stress. Den eigenen Rhythmus zu kennen, ihm zu vertrauen, ihm zu folgen – Das ist der Weg zu viel Energie und persönlicher Kraft.

Auch, wenn du deine Ziele erreichst, heißt das noch lange nicht, dass du dir „ein ewig sicheres Haus“ gebaut hast. Hat dein Leben für dich einen Sinn? Fühlst du dich glücklich beim Erreichen deiner Ziele? Oder hetzt du zum nächsten Ziel? Zur nächsten „to-do-Liste“? Hat dein Leben auch einen tieferen Sinn, wenn du einige Ziele nicht erreichst? Wenn du diese Frage mit Ja beantworten kannst bist du schon auf einem guten Weg zu einem gelingenden glücklichen und sinnhaftem Leben.

Der Weg ist das Ziel!

Ein Zufluchtsort in der Natur

Eine gute Möglichkeit den eigenen Rhythmus zu kultvieren ist einen Zufluchtsort in der Natur aufzusuchen. Wenn ich eine Pause brauche, fahre ich auf eine Hochebene im Schwarzwald.

In meinem Blogartikel „Stille im Schwarzwald“ hast du schon von ihm gehört.

Spazierengehen

Die Natur schwingt in ihrem eigenen Rhythmus. Sie gibt uns die Chance, unsere „wahre rhythmische Natur“ wieder zu finden. Im Gehen in der Natur können wir innere Freiräume entdecken. Gehen ist für mich wie Musik. Meine Füße „trommeln“ sanft auf die Erde. Ich gehe in unterschiedlichen Rhythmen. Gehen heißt für mich auch, mich immer wieder zu verabschieden. Und wieder neu zu beginnen.

Ruhe, Rhythmus und Kontemplation

Der zeitlose Rhythmus der Natur befreit mich von (innerer) Hast und Ruhelosigkeit. Die Natur ist gastfreundlich. Sie lädt mich zu Muße und Ruhe ein. Die Bäume recken sich aus der Erde dem Himmel entgegen. Sie sind tief im Erdreich verwurzelt. Sie können Wind, Sturm, Regen Gewitter aushalten. Sie sind verwurzelt. Bist du tief verwurzelt? Bist du in deinem ureigenen Rhythmus?

Die Weisheit der Bäume

Die Weisheit der Bäume kann uns vieles lehren. Sie beruhigen unseren rastlosen Geist. Sie bringen uns vom Verstand in den Körper – ins JETZT. Auch wir sind Natur. Auch wir sind Rhythmus. Auch wir sind Tag und Nacht. Auch wir müssen Ausruhen, Auftanken, Innehalten, und einfach SEIN. Um dann wieder zu neuen Taten aufzubrechen.

Impuls: Spazieren gehen in der Natur

Das langsame Gehen lädt ein zum Verweilen und Meditieren. Das schnellere Gehen bringt eine andere Art von Energie. Vielleicht möchtest du deinen besonderen Wohlfühlort finden? Oder vielleicht kennst du auch schon so einen Ort, den du demnächst intensiver erleben möchtest? Der gleichförmige Rhythmus beim achtsamen Gehen kann dich in eine kontemplative Stimmung bringen. Nimm Kontakt auf zu deinem sich bewegenden Körper, den Bäumen, den Gräsern, den Steinen. Höre ihre „Stimme“. Im Gehen kannst du dir diese Frage stellen: „Ist das, was dir im Außen als Glück und Erfüllung angeboten wird, wirklich glücklich machend und erfüllend?“ Ist das dein Lebensrhythmus? Ist das deine „Musik“?

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